Wenn es um Erben geht, prallen nicht selten Emotionen, Erwartungen und rechtliche Ansprüche aufeinander. In komplexen Familiensituationen kann es schnell zu Missverständnissen und Streit kommen. Ein Erbverzichtsvertrag bietet eine elegante Lösung. Durch eine klare, einvernehmliche Vereinbarung zu Lebzeiten lassen sich spätere Konflikte vermeiden und der Familienfrieden wahren.
In diesem Artikel erklären wir, was ein Erbverzichtsvertrag ist, in welchen Fällen er sinnvoll ist und worauf es zu achten gilt.
Ein Erbverzichtsvertrag ist eine rechtlich verbindliche Vereinbarung nach Schweizer Recht. Darin erklären gesetzliche Erben, ganz oder teilweise auf den künftigen Erbanspruch zu verzichten. Der Vertrag wird zu Lebzeiten der erblassenden Person geschlossen. Um gültig zu sein, muss der Vertrag gemäss Art. 495 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) öffentlich beurkundet werden.
Auf den ersten Blick erscheint der Verzicht auf ein Erbe ungewöhnlich – es geht um Vermögenswerte, auf die man gesetzlichen Anspruch hat. Um den Familienfrieden zu wahren und die Nachlassregelung fair zu gestalten, gibt es doch gute Gründe:
Wenn ein Ehepartner verstirbt, wird das Erbe nach Schweizer Recht zwischen dem überlebenden Partner und den Kindern aufgeteilt. Ist das Vermögen in Immobilien oder andere gebundene Werte investiert, wird es schwierig. Diese müssten oft verkauft werden, um die Kinder auszuzahlen. Ein Erbverzicht der Kinder schafft finanzielle Sicherheit für den verbleibenden Elternteil und ermöglicht es, weiterhin im gewohnten Zuhause zu leben.
Gerade in Patchworkfamilien oder bei komplexen familiären Strukturen hilft ein Erbverzicht, klare und einvernehmliche Regelungen zu treffen. Wer bereits zu Lebzeiten für Transparenz sorgt, reduziert das Risiko späterer Auseinandersetzungen unter den Hinterbliebenen erheblich.
Hat ein Kind zu Lebzeiten des Erblassers eine größere finanzielle Unterstützung erhalten, ist ein Erbverzicht ein faires Mittel, um andere Erben nicht zu benachteiligen. Es wird sichergestellt, dass der Nachlass gerecht verteilt wird.
Eine Umfrage von comparis.ch aus dem Jahr 2022 zeigt: Rund jede dritte Erbschaft in der Schweiz führt zu Streit. Häufig kommt es zu Konflikten zwischen Geschwistern oder zwischen dem überlebenden Ehepartner und den Kindern.
Die Zahlen zeigen die Wichtigkeit, sich rechtzeitig mit der Nachlassregelung zu befassen. Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum Schutz der Familie. Ein Erbverzicht hilft, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.
Um die Bedeutung eines Erbverzichtsvertrags besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf zwei konkrete Situationen, in denen dieser Vertrag eine wertvolle Lösung bietet:
Peter und Maria sind ein Ehepaar, das gemeinsam ein Haus in der Schweiz besitzt. Zu Lebzeiten vereinbaren sie mit ihren Kindern einen Erbverzichtsvertrag, in dem die Kinder auf ihren Pflichtteil beim Tod des ersten Elternteils verzichten. Nach dem plötzlichen Tod von Peter müsste Maria ohne diese Vereinbarung ihre Kinder auszahlen. Das würde sie finanziell überfordern. Da das Vermögen hauptsächlich an die Immobilie gebunden ist, wäre der Verkauf des Hauses notwendig, um die Auszahlung zu leisten. Dank des Erbverzichts kann Maria im Haus bleiben, ohne diese schwierige Entscheidung treffen zu müssen.
Lukas hat von seinen Eltern eine grosse finanzielle Unterstützung erhalten, um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Diese Hilfe war eine wichtige Grundlage für seinen Erfolg. Seine Geschwister erhielten keine vergleichbare Unterstützung. Um den Geschwistern gegenüber fair zu sein, verzichtet Lukas im Erbverzichtsvertrag auf seinen Erbteil. So wird sichergestellt, dass seine Geschwister ebenfalls ihren gerechten Anteil am Erbe erhalten, ohne dass es zu Auseinandersetzungen kommt.
Beim Abschluss eines Erbverzichtsvertrags sind mehrere rechtliche Aspekte zu beachten, um seine Gültigkeit und Wirksamkeit zu gewährleisten.
Form:
Gültigkeit:
Auswirkungen auf Nachkommen:
Obwohl Erbverzicht und Erbausschlagung beide mit dem Erbrecht zu tun haben, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. Hier die wichtigsten Punkte im Vergleich:
Erbverzicht:
Erbausschlagung:
Ein Erbverzichtsvertrag hilft, Konflikte zu vermeiden und den überlebenden Ehepartner finanziell abzusichern. Damit dieser Vertrag rechtlich einwandfrei und wirksam ist, sind fundierte Kenntnisse des Schweizer Rechts notwendig.
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