Erbverzichtsvertrag: Klarheit schaffen, Streit vermeiden

Wenn es um Erben geht, prallen nicht selten Emotionen, Erwartungen und rechtliche Ansprüche aufeinander. In komplexen Familiensituationen kann es schnell zu Missverständnissen und Streit kommen. Ein Erbverzichtsvertrag bietet eine elegante Lösung. Durch eine klare, einvernehmliche Vereinbarung zu Lebzeiten lassen sich spätere Konflikte vermeiden und der Familienfrieden wahren.

In diesem Artikel erklären wir, was ein Erbverzichtsvertrag ist, in welchen Fällen er sinnvoll ist und worauf es zu achten gilt.

Was ist ein Erbverzichtsvertrag?

Ein Erbverzichtsvertrag ist eine rechtlich verbindliche Vereinbarung nach Schweizer Recht. Darin erklären gesetzliche Erben, ganz oder teilweise auf den künftigen Erbanspruch zu verzichten. Der Vertrag wird zu Lebzeiten der erblassenden Person geschlossen. Um gültig zu sein, muss der Vertrag gemäss Art. 495 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) öffentlich beurkundet werden.

Warum sollte man auf sein Erbe verzichten?

Auf den ersten Blick erscheint der Verzicht auf ein Erbe ungewöhnlich – es geht um Vermögenswerte, auf die man gesetzlichen Anspruch hat. Um den Familienfrieden zu wahren und die Nachlassregelung fair zu gestalten, gibt es doch gute Gründe:

1. Finanzielle Absicherung des überlebenden Ehepartners

Wenn ein Ehepartner verstirbt, wird das Erbe nach Schweizer Recht zwischen dem überlebenden Partner und den Kindern aufgeteilt. Ist das Vermögen in Immobilien oder andere gebundene Werte investiert, wird es schwierig. Diese müssten oft verkauft werden, um die Kinder auszuzahlen. Ein Erbverzicht der Kinder schafft finanzielle Sicherheit für den verbleibenden Elternteil und ermöglicht es, weiterhin im gewohnten Zuhause zu leben.

2. Vermeidung von Erbstreitigkeiten

Gerade in Patchworkfamilien oder bei komplexen familiären Strukturen hilft ein Erbverzicht, klare und einvernehmliche Regelungen zu treffen. Wer bereits zu Lebzeiten für Transparenz sorgt, reduziert das Risiko späterer Auseinandersetzungen unter den Hinterbliebenen erheblich.

3. Ausgleich für bereits erhaltene Zuwendungen

Hat ein Kind zu Lebzeiten des Erblassers eine größere finanzielle Unterstützung erhalten, ist ein Erbverzicht ein faires Mittel, um andere Erben nicht zu benachteiligen. Es wird sichergestellt, dass der Nachlass gerecht verteilt wird.

Erbstreitigkeiten sind keine Seltenheit

Eine Umfrage von comparis.ch aus dem Jahr 2022 zeigt: Rund jede dritte Erbschaft in der Schweiz führt zu Streit. Häufig kommt es zu Konflikten zwischen Geschwistern oder zwischen dem überlebenden Ehepartner und den Kindern.

Die Zahlen zeigen die Wichtigkeit, sich rechtzeitig mit der Nachlassregelung zu befassen. Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum Schutz der Familie. Ein Erbverzicht hilft, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.

Der Erbverzichtsvertrag in der Realität

Um die Bedeutung eines Erbverzichtsvertrags besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf zwei konkrete Situationen, in denen dieser Vertrag eine wertvolle Lösung bietet:

Peter und Maria sind ein Ehepaar, das gemeinsam ein Haus in der Schweiz besitzt. Zu Lebzeiten vereinbaren sie mit ihren Kindern einen Erbverzichtsvertrag, in dem die Kinder auf ihren Pflichtteil beim Tod des ersten Elternteils verzichten. Nach dem plötzlichen Tod von Peter müsste Maria ohne diese Vereinbarung ihre Kinder auszahlen. Das würde sie finanziell überfordern. Da das Vermögen hauptsächlich an die Immobilie gebunden ist, wäre der Verkauf des Hauses notwendig, um die Auszahlung zu leisten. Dank des Erbverzichts kann Maria im Haus bleiben, ohne diese schwierige Entscheidung treffen zu müssen.

Lukas hat von seinen Eltern eine grosse finanzielle Unterstützung erhalten, um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Diese Hilfe war eine wichtige Grundlage für seinen Erfolg. Seine Geschwister erhielten keine vergleichbare Unterstützung. Um den Geschwistern gegenüber fair zu sein, verzichtet Lukas im Erbverzichtsvertrag auf seinen Erbteil. So wird sichergestellt, dass seine Geschwister ebenfalls ihren gerechten Anteil am Erbe erhalten, ohne dass es zu Auseinandersetzungen kommt.

Wichtige Punkte beim Abschluss eines Erbverzichtsvertrags

Beim Abschluss eines Erbverzichtsvertrags sind mehrere rechtliche Aspekte zu beachten, um seine Gültigkeit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

Form:

  • Der Erbverzichtsvertrag muss öffentlich beurkundet werden, um rechtsgültig zu sein.
  • Zur Beurkundung sind zwei Zeugen erforderlich, die anwesend sein müssen, um die Gültigkeit des Vertrags zu bestätigen.

Gültigkeit:

  • Der Vertrag ist nur gültig, wenn alle Beteiligten freiwillig zustimmen.
  • Änderungen des Erbverzichtsvertrags sind nur mit Zustimmung aller Parteien möglich. Eine einseitige Änderung oder Aufhebung des Vertrags ist nicht zulässig.

Auswirkungen auf Nachkommen:

  • Ohne eine spezielle Vereinbarung im Vertrag wirkt der Erbverzicht auch auf die Nachkommen der verzichtenden Person.
  • Wenn der Erbverzicht also von einem Elternteil erklärt wird, betrifft dieser auch die Erbansprüche der Kinder, falls diese nicht ausdrücklich ausgenommen werden.
Ein Erbverzichtsvertrag in der Schweiz muss öffentlich beurkundet werden um rechtlich gültig zu sein.

Unterschied zwischen Erbverzicht und Erbausschlagung

Obwohl Erbverzicht und Erbausschlagung beide mit dem Erbrecht zu tun haben, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. Hier die wichtigsten Punkte im Vergleich:

Erbverzicht:

  • Wird zu Lebzeiten des Erblassers vereinbart.
  • Der Erbe verzichtet freiwillig auf das zukünftige Erbe, oft aus familiären oder finanziellen Gründen.
  • Der Vertrag muss öffentlich beurkundet werden und erfordert die Zustimmung aller betroffenen Parteien.

Erbausschlagung:

  • Erfolgt nach dem Tod des Erblassers.
  • Der Erbe entscheidet sich, das Erbe nicht anzutreten, weil er es nicht übernehmen möchte, etwa aufgrund von Schulden oder anderen negativen Aspekten des Nachlasses.
  • Die Erbausschlagung muss innerhalb von drei Monaten nach dem Tod des Erblassers beim zuständigen Gericht erklärt werden, um rechtskräftig zu sein.

Fazit

Ein Erbverzichtsvertrag hilft, Konflikte zu vermeiden und den überlebenden Ehepartner finanziell abzusichern. Damit dieser Vertrag rechtlich einwandfrei und wirksam ist, sind fundierte Kenntnisse des Schweizer Rechts notwendig.

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