Perspektiven setzen – wenn es Zeit wird, die eigene Firma zu übertragen.

Früher oder später wird sich jede Unternehmerin und jeder Unternehmer mit der Problematik der Nachfolge auseinandersetzen müssen. Kaum wegzudenken sind dabei eine sorgfältige Planung und die Einbindung von kompetenten Partnern und Experten. Und einmal mehr spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle, denn eine geglückte Firmenübertragung erfolgt nicht von einem Tag auf den anderen.

Die Nachfolgeregelung ist für kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz noch häufig ein schwieriger Prozess. Nahezu jedes dritte KMU verschwindet, weil es nicht gelingt, eine Person für die Übernahme zu finden, wie die Studie "KMU Nachfolge - Quo Vadis?"der Stiftung KMU Next ergeben hat. Eine weitere ernüchternde Realität ist, dass sich die Entrepreneure einerseits mit dem Thema der Firmenübergabe beschäftigen, andererseits aber das Risiko einer Krankheit und einer damit verbundenen Urteilsunfähigkeit, einer Invalidität oder noch schlimmer des eigenen Tods von der Prioritätenliste streichen! Mit teils schicksalhaften Konsequenzen sowohl für den Partner oder die Partnerin und die Familie, als auch für die Firma und Mitarbeitenden (vgl. persönliche & rechtliche Vorsorge).

Übergabe eines Unternehmens: Nachfolge oder Verkauf?

Rund 45% der Unternehmen werden im Kreis der Familie übertragen (Family buy-out), 25% an eine firmenexterne Nachfolgeperson (Management buy-in) und 30% an Mitarbeitende, die nicht zur Familie gehören (Management buy-out), wie dem Bericht "Unternehmensnachfolge in der Praxis" zu entnehmen ist, den die Credit Suisse im Juni 2016 herausgegeben hat. Seit diesem Bericht sind 5 Jahre verstrichen, geändert hat sich diese Statistik nicht und die Tatsache, dass die grosse Mehrheit der Unternehmen in der Schweiz innerhalb der Familie weitergegeben werden, ebenfalls nicht.

Steht der Entschluss die Firma familienintern zu übergeben oder zu verkaufen fest, gilt es die Wünsche und Ziele aus Sicht des Unternehmenden und allenfalls der Familie festzulegen. Der Beizug externer Beraterinnen oder Berater für die Erstellung einer Situationsanalyse, die sämtliche relevanten Aspekte für den Nachfolgeprozess enthält ist unabdingbar. In einem weiteren Schritt sollten dann die Wünsche und Ziele der Situationsanalyse gegenübergestellt und daraus mögliche Handlungsoptionen abgeleitet werden.

Hilfreiche Tipps:

Wert des KMU – Ihr Lebenswerk | Mit Sicherheit möchten Sie einen angemessenen Preis für Ihr Lebenswerk erzielen, daher sollten Sie früh damit beginnen, die Firma für den Verkauf vorzubereiten. Faktoren wie gesunde Finanzen, aussagekräftige Indikatoren, eine vorbildliche Organisation und eine aktualisierte und tadellose Buchführung spielen hierbei eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den Wert des Unternehmens festzulegen. Der Wert einer Firma sollte vorgängig mit Hilfe einer Unternehmensbewertung durch einen Experten ermittelt werden, denn dadurch können teils illusorische Preiserwartungen schon zu Beginn des Nachfolgeprozesses korrigiert werden.

Das richtige "timing" | Viele Firmeninhaber/-innen unterschätzen den zeitlichen Aufwand und beschäftigen sich erst kurz vor dem Unternehmensverkauf mit dem Thema. Es ist sinnvoll, bereits ab 50 Jahren über eine geeignete Nachfolgelösung nachzudenken. Die Übergabe selbst wird mit 60Jahren als früh, zwischen 62 und 65 als normal und ab 68 als spät angesehen. Durchschnittlich dauert der Verkaufsprozess eines Unternehmens 9 bis 12 Monate. Nur sollte dieser Richtwert vorsichtig gedeutet werden und hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab (Wirtschaftslage, Branche, Grösse und Wert des Unternehmens, Standort usw.).

Familienintern oder mögliche externe Käufer (Handlungsoptionen) | Wenn nicht schon ein familieninterne/-r Nachfolger/-in vorgesehen ist, steht die Suche nach einer geeigneten Nachfolgeperson an. Dabei kann es hilfreich sein, eine Liste mit potenziellen Käufern und Handelnde aus ähnlichen Branchen, Lieferanten und sogar Kunden anzufertigen. Seien Sie dabei kreativ und gehen Sie in Gedanken Ihre Geschäftsbeziehungen durch. So oder so stellt dieser Entscheid eine grosse Herausforderung dar und verlangt gründliches Nachdenken und Abwägen sämtlicher Nachfolgeoptionen. Geduld und Flexibilität sind angesagt, sollte sich der Übertragungsprozesses in die Länge ziehen oder nicht 100% Ihren Wünschen und Zielsetzungen entsprechen.

Rechtliche und steuerliche Fragen | Im Zusammenhang mit der Nachfolge werden Sie mit vielen steuerlichen und rechtlichen Fragen konfrontiert. Diese komplexen Themen müssen rechtzeitig vor der eigentlichen Übergabe angegangen werden. Wenn es z.B. rechtmässige Erben (Ehepartner/-in, Kinder usw.) gibt, sollten diese Fragen unbedingt innerhalb der Familie diskutiert werden, damit man Lösungen finden kann, die für alle betroffenen Parteien akzeptabel sind. Allenfalls sind auch bestimmte Vermögenswerte wie Immobilien vorhanden, was wiederum steuerliche Konsequenzen zur Folge hat. Auch der Wechsel der Rechtsform des Unternehmens im Hinblick auf den Verkauf sollte genauestens geprüft werden. Der Beizug eines Experten – der in dieser Phase als neutrale Partei beratend zur Seite steht – ist nur zu empfehlen.

Ein Unternehmen ist keine One-Man-Show | Das Know-how muss in der Firma fortbestehen sobald die Nachfolge vorbereitet wird. Es ist grundlegend, das Management und die Organisation der Firma noch einmal zu prüfen und gegebenenfalls die Abläufe zu optimieren, vor allem, wenn die Firma eher informell geführt worden ist. Für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens ist es wichtig, dass das interne Know-how breit gestreut ist und unter keinen Umständen mit dem Besitzerwechsel verloren geht.

Eine gute Kommunikation schafft Perspektiven | Für den Erfolg der Übertragung der Firma und die Akzeptanz seitens der Mitarbeitenden spielt eine transparente Kommunikation die zentrale Rolle. Sie hilft auch dabei, Gerüchte aus der Welt zu räumen, welche die Kaderleute und die Mitarbeitenden beunruhigen und dazu führen, dass diese sich Sorgen um die Zukunft des Unternehmens und ihre Stelle machen. Wichtig ist, dass die Informationen über den Ablauf der Nachfolge zunächst intern und erst dann öffentlich kommuniziert werden. Das Team durchläuft eine Phase der Ungewissheit, wenn ihre Firma übernommen wird. Ein externer Unternehmenscoach wird gezielt positiv auf die Mitarbeitenden einwirken und dem Team neue Perspektiven bieten.

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Blog 31/21 | Bildquelle: Pixabay

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